„Pelé im Rock“? – Schluss mit dem Vergleichen!  

Österreichs Fußball-Nationalteam hat sich im Spiel gegen Island für das EM-Viertelfinale qualifiziert. Wait, what? Es ist Fußball-EM? Ja, in Holland kicken die Österreicherinnen (Achtung, kleines „I“) um den Europameisterinnentitel. Es sind „sogar“ Panini-Pickerl erhältlich und erfreulicherweise gibt es auch etliche Public-Viewings quer durchs Land. Herr und Frau Österreicher sind im EM-Fieber – ein bisschen zumindest.

Vor vier Jahren war das noch anders: Die Berichterstattung war mau, ein paar „Nockerl“ und vielleicht die eine oder andere Halbseite war die EM den österreichischen Medien wert. Dieses Mal sieht’s zumindest in puncto Quantität besser aus, was damit zusammenhängt, dass zum ersten Mal „unsere“ Österreicherinnen mit dabei sind. Und der bisherige Erfolg der Kickerinnen schlägt sich zumindest auch im Tonfall der Berichterstattung einigermaßen positiv nieder.

Was sich aber (leider!) immer noch hartnäckig weiterdreht, ist die mediale „Frau-Mann-Vergleichsmaschinerie“: „Das fußballerische Niveau der EM ist niedrig. Frauen spielen viel langsamer als Männer, taktisch und technisch erheblich schlechter. Herrenspiele haben ein paar hundert, nicht ein paar hunderttausend Zuseher“, schreibt da etwa ausgerechnet der Falter in seiner aktuellen Ausgabe.  Und hat auch die Gründe für die „Andersartigkeit“ des Frauenfußballs parat: Erstens sei Frauenfußball ein junger Breitensport und daher quasi „unterentwickelt“. Und zweitens sei der Muskelaufbau von Frauen einfach ein nicht kompensierbarer Nachteil.

Als ehemalige Journalismusstudentin, die 2012 ihre Masterarbeit unter dem Titel „Pelé im Rock“ dem Thema Berichterstattung über Frauenfußball gewidmet hat, ärgern mich solche Bilder, die Falter & Co.  hier erzeugen. Wozu, frag ich mich, ist das notwendig? Warum muss man die herausragenden Leistungen der Frauen auf diese Weise kleinschreiben?  Anders gefragt: Wer käme auf die Idee, die Tennis-Asse Roger Federer und Serena Williams zu vergleichen?

„Wir vergleichen uns gar nicht mit den Männern oder damit, was vor einem Jahr war. Wir haben unser eigenes Turnier und wollen unsere eigene Geschichte schreiben, alles andere ist nebensächlich“, wird die ÖFB-Stütze Sarah Zadrazil heute in diversen Medien zitiert. Es wäre wünschenswert, wenn es nicht bei Zitaten bleibt, sondern sich das auch in der Berichterstattung widerspiegelt. Die Frauen haben es sich verdient!

Bild: Screenshot/Falter

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So sah die Berichterstattung über das Frauenfußball-WM-Finale 2013 im „Der Standard“ aus. (Der Dank für den Hinweis geht an Magdalena Jöchler!)

Autor: askistar

Willkommenslyrikerin vom Dienst, ansonsten: Presse & Social Media bei Grüne Salzburger. Hier blogge ich privat.

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